Value Investing oder wertorientiertes Investieren ist ein einfacher Weg, langfristig ein Vermögen aufzubauen. Das Buch "Einfach investieren" von Till Schwalm widmet sich dieser Investmentstrategie auf rund 216 Seiten ausführlich und ist in drei Hauptkapitel unterteilt.
Teil 1: Grundlagen des Investierens
Der erste Teil ist allgemein gehalten und erläutert die Grundlagen des Kapitalmarktes, den Unterschied zwischen Spekulieren und Investieren und geht auf verschiedene Themen wie Risiken, Anleihen oder Gold ein. Es werden die verschiedenen Anlageklassen untersucht und warum Aktien nichts anderem den Vorzug zu geben sind.
Teil 2: Vorgehen beim Investieren
In diesem Kapitel lernt man, wie man das erste Mal in Aktien investiert, wie man mit einem Crash oder einer Baisse umgehen sollte und warum Optionen keine Option sind. Es wird auf die Psychologie der Marktteilnehmer eingegangen und wie man lernen kann, sich mental als Value-Anleger richtig zu positionieren.
Teil 3: Analyse zum Investieren
Das Handwerkszeug eines Value-Investors ist zentrales Thema des letzten Kapitels. Es werden die Grundlagen und die Methodik einer Unternehmensanalyse dargestellt. Worauf man achten sollte oder was besser nicht beachtet wird. Das Ganze wird durch ein paar einfache, aber effektive Formeln zur Wertanalyse abgerundet.
Das Buch ist rundum gelungen. Es wiederholt nicht stereotyp die Aussagen, die man überall liest. Der Autor ist als Value-Anleger ganz klar von Warren Buffett, Benjamin Graham und anderen Investoren geprägt. Am Ende jeden Kapitels findet sich eine kurze Zusammenfassung in Form von Merksätzen zur Verinnerlichung. Das Buch ist gut verständlich geschrieben und der Autor berichtet von eigenen Erfahrungen, die er im Laufe der Jahre gesammelt hat. Er geht immer wieder auf die Psychologie des Investors ein und zeigt auf, was vermieden werden sollte und wie man sein Ich richtig positioniert. Value Investing ist nicht automatisch mit einer Buy & Hold Strategie zu vergleichen. Der Value-Investor möchte eine Aktie unter ihrem Wert kaufen und diese bei einer deutlichen Überbewertung verkaufen, was aber nicht mit einem klassischen Trading-System zu verwechseln ist. Eine Aktie kann sich durchaus Jahrzehnte im Depot befinden, wenn sie die Kriterien weiterhin erfüllt. Der Autor macht kein Geheimnis daraus, dass diese Art zu investieren mit Arbeit verbunden ist. Es wollen Bilanzen gelesen, Kennzahlen und Informationen zusammengetragen und eigene Berechnungen angestellt werden. Genauso ist das Buch zu sehen. Es ist nicht mit einmaligem Lesen alles zu erfassen, d. h. nicht, es wäre schwer zu verstehen, sondern die Vielzahl nützlicher Informationen will verarbeitet werden. Beschäftigt man sich intensiver mit der Thematik, lohnt es, einzelne Kapitel mehrmals zu lesen. Besonders hervorzuheben ist der dritte Teil. Hier gibt einem der Autor einfache Formeln an die Hand, mit denen der Wert und die mögliche künftige Entwicklung des Unternehmens prognostiziert werden kann. Handwerkszeug. Dieser Teil ist stark an den Klassiker "Buffettology" von Mary Buffett angelehnt, welches nach über 20 Jahren nichts von seiner Gültigkeit verloren hat. Der dritte Hauptteil ist es nach meiner Meinung alleine schon wert, das Buch zu kaufen.
Für wen ist das Buch geeignet?
Jeder der sich intensiver mit der Bewertung von Unternehmen und dem Value Investing beschäftigen und nicht mehr spontan und ohne System einfach Aktien kaufen möchte, ist hier gut beraten. Ob der eigene Fokus auf das reine Value Investing oder eher auf das klassischen Buy & Hold ausgerichtet ist, die wertvollen Ansätze gelten für beide Investitionsarten gleichermaßen. Wer sich an die im Buch beschrieben Grundprinzipien hält, wird langfristig am Kapitalmarkt erfolgreich sein. Etwas grundlegendes Börsenwissen sollte vorhanden sein, setzt aber keine hohen Ansprüche voraus. Ein absoluter Neuling wird sich mit dem Verständnis schwer tun. Hat man bereits erste Erfahrungen gesammelt, ist es ein guter Einstieg in die Materie und kann in einigen Jahren wieder gelesen werden, da die Prinzipien des Value Investing zeitlos sind.
Ingo von Mission-Cashflow (Montag, 13 August 2018 19:47)
Also Optionen sind keine Option? Dann ist das Buch für mich wohl auch keine ;o) ...
Naja spätestens beim Thema "Bilanzen müssen gelesen werden" hätte ich kopfschüttelnd das Buch beiseite gelegt. Denn hier stimme ich absolut nicht zu. In der heutigen Zeit ist das Lesen einer Bilanz zu genau einer Sache gut, um einmal zu lernen, was da so drin steht und was davon wichtig sein könnte. Danach bedient man sich moderner Dienste und holt sich die notwendigen Infos komprimiert auf den Bildschirm. Es lebe die Digitalisierung.
Ich habe seit meiner Ausbildung vor über 20 Jahren keine Bilanz mehr gelesen und fahre nicht sooo schlecht mit meinen Investitionen. Die Zeiten ändern sich. Wir sollten das auch.
Aber Danke für die Rezension. So weiß man, woran man ist und jeder muss natürlich immer für sich selbst entscheiden.
CU Ingo von Mission-Cashflow.de
Dieter (Dienstag, 14 August 2018 09:46)
hallo alexander,
danke für deine zusammenfassung des buches. war schon dran es zu kaufen.
ich stimme ingo von mission-cashflow (grüße an dich) zu. bilanzen studieren ist denke ich mehr für großinvestoren wie fonds etc. notwendig. wie doch buffett mal so schön sagte:"...kaufe nur, wenn du das geschäft verstanden hast..." oder so ähnlich. viel benutztes beispiel coca-cola. leckeres getränk produzieren, verkaufen, gewinn einsacken.
für mich als mini-investor sind interessant das geschäftsmodell, der langfrist-chart, die dividenden-entwicklung und ob es das unternehmen "morgen" noch gibt. und sollte mal eine kursrakete starten, schadet es nicht den gewinn auch mal mitzunehmen.
viele grüße an alle
Jonny (Dienstag, 14 August 2018 09:58)
Hallo Alexander,
mich würde interessieren, ob du nach dem du das Buch gelesen hast, über deine heutige Depotzusammenstellung nachgedacht hast?
D.h. hättest du das Buch gelesen bevor du mit deinem US Depot gestartet bist, deine Vorgehensweise bei deiner Aktienauswahl geändert? Oder konkreter würde dein Depot heute genau so aussehen?
Viele Grüße
Alexander (Dienstag, 14 August 2018 20:15)
Hallo Ingo,
dass das einem Optionen-Freund nicht gefällt, ist klar ;) Der Abschnitt über Optionen ist aber durchaus lesenswert, da ich das selber aus diesem Blickwinkel noch nicht so betrachtet habe. Muss allerdings zugeben, das ich zu wenig Erfahrung mit Optionen habe. Bilanzen lese ich auch schon lange nicht mehr, ich schaue vielleicht mal einzelne Zahlen wie die Schulden oder den Goodwill nach, aber detailliert habe ich dazu null Lust.
Ich mache mir ebenfalls keine Gedanken über das Management, aber in jedem Buch findet man ein Kapitel, dass einem nicht zusagt oder man eine andere Sichtweise hat. Vollständigkeitshalber gehört es aber zum Thema Value Investing dazu.
Hallo Dieter,
gerade der dritte Teil wäre für dich vielleicht interessant, da wird am Beispiel Coca-Cola gezeigt, wie man eine einfache Bewertung macht.
Hallo Jonny,
nein, ich denke über meine Depotzusammenstellung inzwischen unabhängig von Büchern nach. Vielleicht habe ich schon zu viel gelesen, vor allem zum Thema Value Investing.
Meine Aktienauswahl hätte sich auch nicht geändert, da ich im Prinzip, ähnlich wie im Buch beschrieben, meine Auswahl getroffen habe. Ich bin wesentlich vom Buch von Mary Buffett "Buffettology" in meiner Herangehensweise geprägt, auf das der Autor ebenfalls Bezug nimmt. Folglich bin ich vor dieser Lektüre schon zu der Depotzusammenstellung gekommen. Da ich als Buy & Holder noch andere Kriterien habe, als ein reiner Value Investor, würden einige Werte unter diesen Gesichtspunkten nicht in meinem Depot sein. Ich versuche mit meinem Depot eine Mischung aus Stabilität und Wachstum zu basteln, das auch eine Rezession übersteht.
Tobias (Montag, 20 August 2018 11:43)
Der Beitrag ist wirklich interessant, sowie das Thema "Grundlagen des Value Investing" hat mich neugirieg gemacht. Ich würde gerne mal dieses Buch lesen :) Vielen Dank für für die nützlichen Informationen!
Susanne (Freitag, 07 September 2018 08:05)
Danke Alexander, werde mir das Buch ansehen.
Bilanzen …
Ich lese sie nicht, als Technikerin ist der Zugang für mich nicht einfach und die Börse 'bearbeite' ich 'nur' nebenbei, da fehlt es einfach an Zeit.
Aber ich sehe es nicht wie Dieter. Bilanzen sind für jeden Investor wichtig egal ob 'groß' oder 'klein'. Wenn für Millionen Aktien vom Milliarden-Fonds dann ist das 1% oder weniger vom Fondsvolumen, 1% sind 1000,- bei einem 100.000,- Euro Depot.
Weshalb 'muss' der Fonds lesen und der 'kleine' nicht ? Die Anteile am Vermögen sind gleich.
OK 2 Gründe gibt es, Aufsichtsrat (so der Anteil an der Firma groß genug) und Haftung (weil der Fond nicht mit eigenen Vermögen arbeitet).
Es soll jeder selbst entscheiden, ich lese nicht (wegen Zeit) aber manchmal denke ich es wäre besser wenn ich es machen würde …
Grüße und viel Erfolg allen
Tom (Freitag, 07 September 2018 15:21)
Hi Alexander,
Vielen dank für diese Rezession! Ich habe mir das Buch gleich bestellt. Für mich persönlich ist es immer sinnvoll so viel wie möglich zu lesen und mich ständig weiter zu entwickeln. Eine Bilanz kann, muss man aber in der heutigen Zeit nicht mehr zwingend lesen können. Allerdings gibt es mir gefühlt immer ein wenig mehr «Sicherheit» bei meinen Entscheidungen.
Beste Grüsse
Tom