Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und der feien Universität Berlin kommt zu dem Ergebnis, dass die Riester-Rente bisher vor allem Gut- und Besserverdienern nutzt. Von knapp 2,8 Milliarden Euro an staatlichen Zuschüssen im Jahr wandern demnach mehr als eine Milliarde Euro an Sparer mit einem Gehalt von 60.000 Euro netto und mehr. An die unteren 20 Prozent der der Einkommensskala fließen dagegen nur sieben Prozent der Zulagen.
Ein weiteres Problem sind die hohen Kosten der Versicherer. In Deutschland liegen diese je nach Anlagemodell bei bis zu zwei Prozent, hierbei sind die Provisionen für den Abschluss des Vertrages noch nicht mitgerechnet. Im Vergleich liegen die Kosten für die Verwaltung in Schweden z. B. bei 0,08 bis 0,17 Prozent. Da viele Riester-Policen bei Zinsen nahe der Null kaum noch Erträge erwirtschaften, verdient an ihnen nur noch die Bank, die Bausparkasse oder die Fondsgesellschaft.
Besonders deutlich wird der Renditeunterschied bei langen Laufzeiten. Wer 40 Jahre riestert, habe wegen der Kostenunterschiede nur eine halb so hohe Zusatzrente wie ein vergleichbarer Sparer in Schweden. Zwar müssen die Gesellschaften die Kapitaleinlage und die staatlichen Zulagen am Ende der Sparphase garantieren, viel mehr allerdings nicht. Viel mehr können Millionen von Sparern auch nicht erwarten, da das Geld oft in wenig rentierlichen Staatsanleihen steckt. Auch wer in einen Aktiensparplan riestert, fährt nur unwesentlich besser, da die Fondsgesellschaften bei jedem kleinen Kursrutsch verkaufen, um ihre Kapitalgarantie einhalten zu können. Nach Berechnungen der Verbraucherzentralen bleibt ein Vertrag etwa 10 Jahre im Minus, da die Zinsen oft nicht einmal die laufenden Kosten und die Abschlussgebühren decken.
Meine Meinung:
Der Riestervertrag trifft wohl für die Meisten nicht zu, zumal viele Geringverdiener eine staatliche Rente unter Grundsicherungsniveau erhalten werden und die Riesterrente erst zur Auffüllung zum Grundsicherungsniveau verwendet wird. Ich halte die Riesterrente auch für zu kompliziert. Ein Normalverbraucher wird bei den ganzen Regeln kaum mehr durchblicken und es gleicht wohl eher einem Glücksspiel den richtigen Vertrag zu erwischen.
Wenn ein Sparer heute anfängt 200 €/Monat in Aktien anzulegen und dieses 40 Jahre durchzieht, dann bekommt er bei einer Anfangsdividende von 4 % und einer moderaten Steigerung von 5 %/Jahr eine Dividendenausschüttung von ca. 1.400 € netto/Monat. Zusätzlich hat er einen immensen Kapitalstock geschaffen. Daher behaupte ich ganz klar: Riestern lohnt nicht, kümmert euch selber um eure Anlage.
bob (Donnerstag, 16 Juli 2015 10:10)
Beim Alleinstehenden ohne Kind mit 30.000 Euro brutto wird die Förderquote mit 32 % angegeben. Dies entspricht 154 Euro Zulage, 226 Euro Steuerersparnis und 1.046 Euro rechnerischem BRUTTO Eigenbeitrag...
32% vom Staat, kam man schon mitnehmen finde ich...
Alexander (Donnerstag, 16 Juli 2015 16:43)
Hört sich ganz nett an. Aber wie viel Rente bekommt derjenige eines Tages? Wieviel steuert Riester bei? Geht die Förderung die ersten Jahre für Provisionen etc. verloren?
Wie viel bekommt er Zinsen? Womit kann er sicher rechnen?
Ich bin nicht generell gegen Riester, ich bin nur sehr vorsichtig, wenn der Staat mitmischt. Wer sagt denn, dass in ein paar Jahren Riester-Sparer weniger gesetzliche Rente bekommen, weil sie Zusatzeinnahmen haben? Oder das normale Rentenniveau noch weiter abgesenkt wird? So viele Fragen, so wenige Antworten.
Fräulein Zaster (Donnerstag, 16 Juli 2015 16:56)
Ich investiere in nichts, was ich nicht verstehe. Rieser-Rente fällt also völlig flach.
Ich hatte mal ein Anlage-Beratungstermin bei einer Bank. Ich habe gesagt, was ich verdiene und was ich monatlich davon zur Seite legen kann. SOFORT kamen die zwei Herren mit Rieser-Rente um die Ecke. Sie haben mir dann eine verhältnismäßig kleine Summe gezeigt, die mir mit Renteneintrittsalter zukommen würde - mit leuchtenden Augen, wie toll das doch wäre. Auf meine Anmerkung, dass das ja nicht wirklich viel sei, für die Summen, die ich vorher einzahlen müsste, wurde vage mit "na da kommen ja noch alle möglichen Zulagen obendrauf" gekontert - ich habe abgelehnt.
"Aber Sie müssen doch Vorsorge treffen, Fräulein Zaster!" - "Danke, das mach ich lieber selbst. "
Alexander (Donnerstag, 16 Juli 2015 21:47)
Eben, ich verstehe Riester nicht, also Finger weg.
Eine kleine Anekdote habe ich auch noch.
Ich war letzthin mal in der Bankfiliale, da ich etwas klären musste, da fragte mich die nette Angestellte, wie es denn mit einer Anlageberatung ausschauen würde (ich hatte zufällig einen 5stelligen Betrag am Girokonto) und ob ich Zeit hätte.
Ich antwortete ihr, dass man durchaus darüber reden könnte, allerdings müsste ich den Themenschwerpunkt wissen, um mich entsprechend darauf vorbereiten zu können. Das irritierte sie etwas.
Als ich sie dann fragte, wie viele denn von der Bank daran teilnehmen würden, da sich danach mein Honorar richten würde, war sie vollkommen perplex und wusste mit mir nichts mehr anzufangen.
Ich setzte dann noch einen drauf, indem ich meine Verwunderung darüber äußerte, dass sie von mir eine Beratung wollte, wobei ich dies durchaus verstehen könnte.
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen verließ ich die Filiale :)
(Dein Interview muss ich auch noch zu Ende hören)
Ralf (Freitag, 17 Juli 2015 10:20)
Hmmm.... Also ob sich Riester lohnt, dass kann man wohl erst sagen, wenn´s denn mal zur Auszahlung kommt.
Allerdings sind diese Produkte so dermaßen komplex gestrickt, dass mir pers. die "Hintertürchen" des Staates, Banken etc. viel zu viel sind.
Um nach 40 Jahren zu merken, dass ich (mit Glück) das heraus bekomme, was ich pers. eingezahlt habe, dafür ist mir das Risiko viel zu hoch.
Ich habe z.b. in der Ausbildung eine LV abgeschlossen, mit einem Minibetrag, den ich ein paar Jahre später erhöht habe. Trotz einer ordentlichen Rendite, hat es über 8 Jahre gedauert, bis ich erst einmal auf dem 0 Stand war, sprich, das was ich eingezahlt habe, habe ich auch auf meinem Auszug. Seither rentiert sich, das Teil noch für mich. Im Schnitt hab ich bei dem britischen LV eine jährliche Rendite zwischen 4 und 8%. Das schöne ist noch, dass mir vertraglich 4% Wertzuwachs garantiert sind (kann online tag täglich den Stand online abfragen). Das sind aber die heutigen LV meilenweit davon entfernt. Übrigens das Produkt wird seit dieses Jahr nicht mehr im Portfolio geführt. Weiterer positiver Nebeneffekt, die Kohle ist steuerfrei, da altvertrag.
Zur heutigen Zeit würde ich sowas aber ncht mehr abschließen. Einziges was für mich noch in Frage kommt, das sogenannte VL Sparen, wo der Arbeitgeber noch sein päckchen dazu gibt. Bei mir sind das als Zuschuss vom AG immerhin 25% ! Sicherlich, hinterher versteuern, aber selbst nach abzug der KEST etc. bleibt mir bei dem Zuschuss (+zusätzliche Verzinsung) immerhin noch knap 7% Nettorendite übrig (im schlechtesten Fall).
Bezügl. Vermittlungsprovision. Was hindert einem daran, einen Vertreter kommen zu laasen, sich beraten zu lassen, und dann den Vertrag direkt mit der Gesellschaft abzuschließen. So fällt schonmal ein ganz großer Brocken an "zusatzkosten" weg.
Im allgemeinen muss ich aber sagen, egal ob Riester oder andere Vorsorgeprodukte. Selber vorsorgen, und das Geld in die eigene Hand nehmen erachte ich auf lange Sicht für erfolgreicher.
Alexander (Freitag, 17 Juli 2015 16:04)
Ich hatte meine LV nach 12 Jahren abgestoßen. Im nach hinein wohl einer meiner klügsten Entscheidungen in jungen Jahren. Wenn ich bekannte höre, dass sie zig tausend Euro ausbezahlt bekommen, fang ich manchmal das Grübeln an. Beleuchte ich dann aber die Zahlen näher, kommt oft eine Miniverzinsung des eingezahlten Kapitals heraus, dann bin ich wieder beruhigt ;)